Sind Sie neugierig, warum MIG-Schweißen in Werkstätten und für Hobbyprojekte so gefragt ist? Es ist einfach: Beim MIG-Schweißen (Metall-Inertgas-Schweißen – international als GMAW bekannt) handelt es sich um ein Lichtbogenschweißverfahren, das halb- oder vollautomatisch abläuft. Es überzeugt durch schnelle Arbeitsweise und saubere Schweißnähte.
Das Verfahren eignet sich für vielseitige Aufgaben an unterschiedlichen Materialien und Materialstärken – darum zählt es zu den am meisten genutzten Schweißverfahren. Wenn Sie mehr über die Grundlagen, Vorteile und wo man mig schweißen anwenden kann, erfahren möchten, lesen Sie weiter.
Inhaltsverzeichnis
Was ist MIG-Schweißen?
MIG-Schweißen ist ein Lichtbogenschweißverfahren, bei dem ein Draht ständig aufgeschmolzen und als Schweißzusatz verwendet wird. Ein Lichtbogen entsteht zwischen diesem Draht und dem Werkstück. Ein Schutzgas, das nicht mit dem Metall reagiert, umgibt den Lichtbogen und das Schweißbad.
So werden Sauerstoff und Stickstoff abgehalten, was Poren und minderwertige Schweißnähte verhindert. Das Ergebnis ist eine feste und saubere Verbindung.
Wie funktioniert MIG-Schweißen?
Das Prinzip ist schnell erklärt: Der Draht, der als Elektrode und Zusatzmaterial dient, wird automatisch mit gleichbleibender Geschwindigkeit zum Brenner befördert. Ein Lichtbogen bringt Drahtspitze und Material zum Schmelzen.
Gleichzeitig strömt Schutzgas aus der Düse und hüllt das Schweißbad ein, damit weder Luft noch Schmutz eindringen. Nach dem Auskühlen ist eine feste, metallische Verbindung entstanden.
Die wichtigsten Einstellungen wie Stromstärke, Spannung und Drahtvorschub können an modernen Geräten genau angepasst werden. Auch spezielle Techniken wie Kurzschluss-, Sprüh- und Impulslichtbogen sind möglich – sie beeinflussen Einbrand und Spritzerbildung. Der Schweißvorgang läuft kontinuierlich, was die Arbeit im Vergleich zu Stabelektroden deutlich beschleunigt.
Geschichte und Entwicklung
MIG-Schweißen wurde in den 1940ern in den USA entwickelt und war ein großer Fortschritt. Anfangs wurde es für Aluminium und andere Nichteisenmetalle eingeführt, da diese besonders auf eine saubere Schutzgasumgebung angewiesen sind.
Kurz darauf entstand das verwandte MAG-Schweißen (Metall-Aktivgas-Schweißen), das auch das Schweißen von Stählen ermöglichte. Heute wird MIG/MAG-Schweißen in fast allen Industriezweigen genutzt.
MIG und MAG: Der Unterschied
MIG- und MAG-Schweißen unterscheiden sich durch das eingesetzte Gas. MIG nutzt inerte Gase wie Argon, die mit dem Schmelzbad nicht reagieren – ideal für Nichteisenmetalle wie Aluminium oder Kupfer.
MAG schweißt mit aktiven Gasen wie CO2 oder Gasgemischen, die für Stähle wichtig sind und das Schweißbad metallurgisch beeinflussen. Die Geräte sind meist für beide Verfahren geeignet – das richtige Gas sorgt für eine sichere und hochwertige Schweißnaht.
Welche Ausrüstung braucht man fürs MIG-Schweißen?
- Schweißgerät (Stromquelle)
- Drahtvorschub
- Schweißbrenner
- Das passende Schutzgas
- Sicherheitsausrüstung (Helm, Handschuhe, Arbeitskleidung etc.)
Die Ausrüstung gibt es in verschiedenen Größen und Stärken – Anfänger greifen oft zu kompakten Geräten, Industrie und Profis zu größeren, flexiblen Systemen mit mehr Einstellmöglichkeiten.
Schweißgerät und Drahtvorschub
Das Herz der Anlage ist das Schweißgerät – es liefert den Strom für den Lichtbogen. Der Drahtvorschub sorgt dafür, dass der Draht mit gleichbleibender Geschwindigkeit von der Spule durch den Brenner zur Schweißstelle gelangt. Die Vorschubgeschwindigkeit beeinflusst dabei direkt die Stromstärke und damit die Wärmezufuhr.
Brenner und Schutzgas
Im Brenner laufen Draht, Strom und Gas zusammen. Er ist mit einem Kontaktrohr und einer Gasdüse ausgestattet. Während kleine Geräte meist durch Gas gekühlt werden, ist bei großen Anlagen mit hohem Strombedarf eine Wasserkühlung erforderlich.
Das Schutzgas strömt aus einer Flasche oder Leitung zum Brenner und legt sich während des Schweißens um das Schweißbad, um es vor Luft zu schützen. Der Gasfluss muss richtig eingestellt sein – zu wenig Gas schützt nicht, zu viel ist unnötig und teuer.
Schutzausrüstung
Sicherheit steht an erster Stelle. Ein Schweißhelm schützt Augen und Gesicht vor Lichtbogenstrahlen, Arbeitsplatz und Kleidung vor Funken und Hitze. Dazu gehören auch Handschuhe, hitzebeständige Arbeitskleidung und feste Schuhe.
Bei Schweißarbeiten, die Rauch oder Dämpfe erzeugen, ist ein Atemschutz oder eine Absaugung sinnvoll. Ein Massekabel schließt den Stromkreis und sorgt für einen stabilen Lichtbogen.
Welche Materialien und Gase sind geeignet?
MIG-Schweißen funktioniert mit vielen Metallen und Legierungen. Damit die Verbindung hält, müssen Zusatzdraht und Schutzgas zum Material passen. Je nach Metalltyp unterscheiden sich die Anforderungen:
Aluminium
Beim Schweißen von Aluminium wird meist reines Argon oder ein Argon-Helium-Gemisch genutzt. Das Gas verhindert, dass sich Poren bilden. Helium hilft bei dicken Blechen, weil es mehr Wärme bringt. Der Drahtdurchmesser richtet sich nach der Blechstärke, meist zwischen 0,8 und 1,6 mm. Saubere Werkstücke und genaue Einstellungen sorgen für eine gute Naht.
Stahl
Für das Schweißen von Stählen verwendet man meistens MAG-Schweißen – also aktive Gase wie CO2 oder Argon-CO2-Mischungen. Das sorgt für tieferen Einbrand und ruhigen Lichtbogen.
Der Draht muss zum Stahl passen – für Baustahl nutzt man z.B. massive Stahldrähte wie SG 2, für Edelstahl speziell legierte Drähte. MAG ist für Stahlkonstruktionen oft das wirtschaftlichste Verfahren.
Schutzgase: Eigenschaften und Auswahl
Gas
Eigenschaften
Einsatz
Argon
Reagiert nicht, stabiler Lichtbogen
Aluminium, Kupfer, Nickel
Helium
Mehr Wärme, tiefer Einbrand
Dickes Aluminium
Kohlendioxid (CO2)
Starker Einbrand, spritztiger
Unlegierter Stahl
Argon/CO2-Gemisch
Gute Kontrolle, weniger Spritzer
Bau- und Edelstahl
Vorteile des MIG-Schweißens
- Schnelle Schweißprozesse durch kontinuierlichen Draht
- Kaum Unterbrechungen, dadurch hohe Produktivität
- Weniger Nacharbeit durch saubere, spritzarme Nähte
- Parametereinstellungen ermöglichen genaue Anpassung
- Einfache Automatisierung mit Robotik möglich
Schnelle Schweißung und Produktivität
Durch die automatische Drahtzufuhr muss man weniger Pausen machen – besonders bei langen Nähten ein großer Vorteil. So werden große Mengen in kurzer Zeit geschweißt.
Gute Nahtqualität
Das Schutzgas verhindert, dass sich Lufteinschlüsse bilden. Mit den richtigen Einstellungen entstehen feste, gleichmäßige Schweißnähte – und das mit wenig Nacharbeit.
Leicht automatisierbar
MIG-Schweißen funktioniert sehr gut mit Maschinen und Robotern. In der Serienfertigung (wie beim Autobau) ist das ein entscheidender Vorteil, weil präzise und schnell gearbeitet werden kann.
Nachteile und Schwierigkeiten beim MIG-Schweißen
- Empfindlich gegenüber Zugluft (Schutzgas kann verweht werden)
- Manche Schweißpositionen und sehr dünne oder dicke Materialien schwieriger zu schweißen
- Anschaffungs- und Betriebskosten für Gerät und Gas
Schutzgas und Zugluft
Schutzgas ist empfindlich gegenüber Wind und Luftzügen. Wird das Gas weggeblasen, leidet die Nahtqualität. Im Freien oder bei starker Zugluft ist dieses Verfahren daher ungeeignet, wenn kein Windschutz vorhanden ist.
Schweißpositionen und Materialstärken
Überkopf- oder vertikale Schweißungen sind beim MIG-Schweißen wegen des flüssigen Schmelzbads schwieriger. Sehr dünne Bleche (<0,7 mm) können durchbrennen, bei sehr dicken Materialien sind oft mehrere Schweißlagen nötig.
Kosten
MIG-Anlagen sind meist teurer als einfache Schweißgeräte, dazu kommen laufende Kosten für Draht und Gas. Außerdem ist für anspruchsvolle Arbeiten oft ein größeres Gerät mit Zusatzfunktionen erforderlich.
Wo wird MIG-Schweißen eingesetzt?
- Automobilbau (Karosserien, Fahrwerk, Auspuff)
- Maschinen- und Anlagenbau (Gestelle, Gehäuse, Bauteile)
- Bauindustrie (Stahlkonstruktionen, Brücken, Gebäude)
- Metallhandwerk (Geländer, Zäune, Treppen, Tore)
- Heimwerker und Hobbybereich (Reparaturen und Eigenbauten)
MIG-Schweißen in Schritten erklärt
- Vorbereitung: Werkstück reinigen (Rost, Fett, Farbe entfernen), Massekabel gut befestigen. Gegebenenfalls Kanten anfasen.
- Schweißparameter einstellen: Spannung, Drahtvorschub, Gasfluss passend zum Material und Draht wählen. Probeschweißungen helfen, die richtigen Einstellungen zu finden.
- Lichtbogen starten: Drahtspitze kurz ans Werkstück halten, Schalter drücken – der Lichtbogen zündet und der Draht schmilzt auf.
- Brenner richtig führen: Gleichmäßige Geschwindigkeit und Abstand halten. Je nach Aufgabe stechende oder schleppende Brennerführung wählen, eventuell pendeln.
- Schweißung beenden: Am Nahtende Brenner langsam abheben, damit kein Krater entsteht. Gas noch kurz nachströmen lassen, damit die Naht geschützt abkühlt.
- Nachbearbeitung: Spritzer und Rückstände entfernen (Drahtbürste). Naht prüfen – sie sollte keine Risse oder Poren haben.
Praktische Tipps für Anfänger
- Probieren Sie die Einstellungen zunächst an Schrottstücken aus.
- Sorgen Sie für saubere Werkstücke und Verwendung der vollständigen Schweißerschutzausrüstung.
- Halten Sie den Brenner mit einem konstanten Abstand und in gleichmäßiger Geschwindigkeit über der Naht.
- Achten Sie auf einen gleichmäßigen, ruhigen Lichtbogen – unruhige Geräusche deuten oft auf falsche Einstellungen hin.
Häufige Fehler vermeiden:
- Schlecht gereinigte Werkstücke – führen zu Poren
- Falsche Einstellungen: zu wenig Draht oder zu niedrige Spannung = schlechte Verbindung; zu hohe Werte = Spritzer oder Durchbrand
- Unruhige Handführung – führt zu welligen, unregelmäßigen Nähten
- Zu starker oder zu schwacher Gasfluss – beeinträchtigt die Schutzwirkung
Welchen Drahtdurchmesser wählen?
Materialdicke
Empf. Drahtdurchmesser
0,5-2 mm
0,6 mm-0,8 mm
2-5 mm
1,0 mm
>5 mm
1,2 mm oder 1,6 mm
Saubere Schweißnähte erzielen:
- Halten Sie eine gleichmäßige Schweißgeschwindigkeit ein
- Wählen Sie die richtige Brennerführung und ggf. das Pendeln passend zur Naht
- Beobachten Sie das Schweißbad – es sollte gleichmäßig verlaufen
- Punktschweißen oder Schweißen in Intervallen ist bei dünnen Blechen hilfreich
Lohnt sich MIG-Schweißen?
MIG-Schweißen zählt weltweit zu den praktischsten und leistungsfähigsten Schweißverfahren. Es eignet sich sowohl für viele industrielle Aufgaben als auch für den privaten Bereich – vor allem bei Stahl und Aluminium. Für regelmäßige, unterschiedlich anspruchsvolle Schweißaufgaben oder schnelle Arbeiten an dünnen bis mittleren Blechen lohnt sich ein eigenes MIG-Schweißgerät.
Behalten Sie aber die Empfindlichkeit gegenüber Wind und die Grenzen bei sehr dünnen oder dicken Materialien im Kopf. Alles in allem ist MIG-Schweißen eine flexible, zeitsparende und benutzerfreundliche Methode – deshalb ist es für viele Werkstätten, Betriebe und Heimwerker die Methode der Wahl.